29. April 2024

Von Bescheissern und gesundem Misstrauen

Es war an einem Freitag. Beim üblichen Blättern durch Kleinanzeigen auf der Suche nach Schnäppchen für meine Sammlung fiel mir ein Angebot hier ca. 25 km entfernt auf, das eigentlich viel zu gut sein konnte, als dass es seriös ist. Eine Nikon F3 mit Lichtschachtsucher, Blitzgerät und dem Nikkor 1,4/50 mm (übrigens eines der schärfsten Objektive, die ich je hatte). Preis: 83,- €. Der Verkäufer gab vor, er wisse nicht, wie man den Blitz an der Kamera anbringt und was für ein Bajonettanschluss das Objektiv hätte.

Nun, wie gesagt, der Verkäufer sitzt angeblich hier in der Nähe und ich schlug ihm vor, mir die Sachen anzuschauen und zu kaufen. Das ganze Wochenende war Funkstille, der Anbieter meldete sich nicht. Erst am Montag Morgen eine Reaktion:

"Hallo, ich bin auf Geschäftsreise und bin erst am Wochenende wieder zu Hause. Aber wenn Sie mir eine Anzahlung leisten, reserviere ich Ihnen die Kamera."

Nagut, auf Geschäftsreise und meldet sich dann nicht schon am Wochenende? Ich schlug ihm vor, er gibt mir seine Bankdaten und ich überweise ihm 10,- €.

"Ich bevorzuge Paypal. Können Sie mir das Geld bitte darüber als 'Friends' schicken?"

Ich erwidere, mein Paypalkonto wäre leer, ich müsse erst eine Überweisung tätigen, um es aufzufüllen. Das würde aber wohl etwas dauern, wenn ich Pech habe. Ein Stunde später die Frage:

"Ist das Paypalkonto schon aufgefüllt?"

Tja, am Wochenende keine Reaktion, aber während der Geschäftsreise ständig am Handy, um zu antworten. Ich schrieb zurück, dass ich mich sofort melde, wenn es erledigt ist, er kann mir, um das Verfahren zu beschleunigen, schon mal seine Paypal-Adresse nennen. Das war der letzte Satz in diesem Chat.

Ich habe mir dann das Angebotsbild runtergeladen und bei der Google Bildersuche ohne Erfolg suchen lassen. Dann bin ich zu eBay gewechselt und habe dort ein wenig gestöbert. Ich suchte nach Begriffen, die in der Kleinanzeige genannt wurden. Mein Verdacht war, dass das Bild aus irgendeinem Angebot geklaut wurde. Nach einigen Minuten wurde ich tatsächlich fündig! Ein Anbieter stellte genau die Kamera mit den gleichen Bildern und identischem Text als Auktion zum Verkauf. Ich wollte den Verkäufer kontaktieren, aber welche eine Überraschung: es kam die Mitteilung, dass der Anbieter (die Namen waren übrigens nicht identisch) zu viele Anfragen bekommen hatte und darum keine weiteren Mitteilungen mehr annimmt. Komisch nur, dass unter dem Auktionstext keine einzige Frage beantwortet worden war.

Ich habe den Vorfall den Kleinanzeigen gemeldet, die mir nach kaum 15 Minuten mitteilten, dass der angegebene Account gesperrt wurde und der Account des Besitzers von einem Betrüger übernommen wurde. Das war echt superschnell. Von eBay habe ich bis jetzt noch keine Antwort bekommen.

Für mich bedeutet das, wenn ich bei irgendeiner Auktion oder einem Kauf ein ungutes Gefühl in der Magengegend habe, mindestens doppelt so vorsichtig zu sein. Lieber einmal auf einen Kauf verzichten, als einmal reinzufallen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert